Zweistellig werden wir auf keinen Fall – Tierschutz-Geschichten
Jetzt haben wir neun – zweistellig werden wir auf keinen Fall ..
Abends wird gezählt. Dann wird die Liste mit den 32 Namen rausgeholt und geschaut, dass jeder seinen Platz zum Schlafen gefunden hat.
Denn das ist wichtig, Wellensittiche sollten gut beobachtet werden. Warum und wie es dazu kam, dass dieser „Schwarm“ sich zu dieser Größe entwickelt hat, erfährst du in diesem Beitrag.
Ja, auch das ist Tierschutz. Denn alle Wellensittiche, die bei Britta und Jens ein Zuhause gefunden haben, kommen entweder aus einem Tierheim oder wurden aus schlechter Haltung übernommen. Einige sind traumatisiert oder gesundheitlich eingeschränkt, aber alle hatten das große Glück, einen Platz in diesem Haus gefunden zu haben.
Ich weiß noch, dass mir Britta vor ungefähr einem Jahr sagte, „Jetzt haben wir neun. Zweistellig werden wir auf keinen Fall.“ Einige Zeit später hörte ich dann, dass die Zahl auf 13 gestiegen war. Und wieder einige Zeit später stellte Britta lachend fest: „Aber über 20 gehen wir nicht.“ Na gut, jetzt sind es ein paar mehr geworden. Aber die beiden sind auch so phantastisch. Sie sind einfach perfekt für diese Tiere. Bisher kannte ich keinen Menschen, der so begeistert artgerechtes Spielzeug für die Tiere bastelt, die Arbeitspause so legt, dass einem kleinen Kerlchen in regelmäßigen Abständen seine Medizin gereicht werden kann, streng darauf geachtet wird, dass ein zu moppelig geratener Bewohner seine Diät einhält – und das ist eine Aufgabe, bei so vielen anderen lebenslustigen Gesellen. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut, den kleinen Kerlchen eine gute medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Vielleicht klingt das jetzt ein bisschen schrullig. Aber es ist von meiner Seite mit ganz viel Respekt gemeint. Denn Britta und Jens sind zwei großartige Menschen, die ich sehr schätze. Sie sind sozial, loyal, wertschätzend, respektvoll, ökologisch, vegetarisch. Sie machen sich nicht nur Gedanken um Naturschutz und Nachhaltigkeit, sie leben es auch. Und wenn sie sich einer Sache verschrieben haben, dann erfüllen sie diese zu 100%. So empfinde ich das. Und ich sehe Britta schon lachend abwinken und widersprechen. Aber da hat sie diesmal keine Chance. Das muss einfach mal gesagt werden.
Angefangen hat es, wie bei vielen anderen wahrscheinlich auch, mit dem Wunsch nach einem Haustier. Bei Britta wurden es zwei Wellensittiche. Zwei, das war ihren Eltern damals schon wichtig, weil sie nicht allein gehalten werden sollten. Heute weiß Britta, dass vier, wenn man halbwegs gute Bedingungen schaffen möchte, eine Mindestanzahl sind.
Mit 25, also ein paar Jahre später, die beiden Wellensittiche gab es leider nicht mehr, entstand bei Britta und Jens der Wunsch nach einem Haustier. Da beide beruflich sehr eingespannt waren, kamen für beide, nach reiflicher Überlegung, wieder Wellensittiche in Frage. Damals noch aus einem konventionellen Handel, was beide aus heutiger Sicht nie wieder tun würden. Enzo und Rosa zogen ein. Enzo wurde 5 Jahr alt. Und da Rosa nicht alleine bleiben sollte, suchten die beiden nach einem neuen Partner für Rosa. Der neue Partner wurde eine Partnerin, eine Abgabe-Henne. Heute wissen die beiden, dass es für Wellensittiche günstiger ist, wenn ein Männerüberschuss herrscht, da sich die Hennen untereinander sonst wirklich gegenseitig das Leben schwer machen und sogar stark verletzen können. Zum Glück ging es mit den beiden Hennen gut und es entwickelte sich sogar eine Freundschaft daraus. Dann begann der Lauf des Schicksals. Hinzu kam ein Tier aus einem Altenheim, in dem die Volieren aufgelöst wurde und Brittas Freundin, die dort arbeitete, einen guten Platz für das Tier suchte. Irgendwann waren es dann vier und wo für vier Platz ist, ist auch Platz für sechs. „Damals“, sagt Britta „hatten wir schon Freiflugzeiten, aber noch nicht ganztags. Wir hatten Bedenken, dass den Vögeln etwas passiert, wenn wir nicht zu Hause wären. Eine befreundete Tierschützerin hat uns irgendwann mal die Bedenken genommen. Sie sagte „passieren kann auch etwas, wenn ihr zuhause seid.“
„Außerdem entsprachen die von uns gedachten Flugzeiten nicht dem natürlichen Rhythmus der Tiere. Auch das haben wir im Laufe der Jahre dazu gelernt. Trotzdem bin ich in den ersten Tagen in jeder Pause, also 4 mal am Tag im Galopp nach Hause gelaufen, um zu schauen, ob es allen mit ihrem Freiflug gutgeht“, erinnert sich Britta lachend.
Die Vögel von Britta und Jens haben jetzt ihr eigenes Zimmer, in dem sie den ganzen Tag frei fliegen oder sich in den Käfig zurückziehen können, um dort zu schlafen oder einfach nur zu sitzen. Die Käfigtüren stehen immer auf. Und die Tiere können frei entscheiden, wohin sie sich zurückziehen wollen. Das Fenster hat ein extra angefertigtes Gitter, so dass Lüften entspannt möglich ist und im ganzen Raum sind Sitz- und Spielgeräte angebracht, die aus natürlichen Materialien und wellensittichgerecht sind. Es sind so liebevolle Details und es ist an alles gedacht. Ein Wellensittich kann zum Beispiel nicht mehr fliegen. Manchmal flattert er aber doch auf den Boden. Da er nicht fliegend zurück in den Käfig kommt, haben die beiden eine kleine Leiter an die untere Käfig-Tür gestellt und er hat schnell gelernt, dass er darüber den Weg zurücknehmen kann.
Jeder hat seinen eigenen Charakter. Es gibt unterschiedliche Pärchen, beste Freundinnen, kleine Männergruppen und jeder Vogel hat so seine Eigenheiten. Einer fühlt sich zum Beispiel zu einem Holzpfosten hingezogen und sitzt 20 Minuten davor und erzählt im was.
Natürlich bedeuten so viele Tiere auch Zeit und Einsatz. Mehrmals täglich staubsaugen, Käfige und Näpfe säubern, regelmäßige Besuche beim Tierarzt. „Aber die Tiere geben einem auch ganz viel zurück.“ Darüber sind sich die beiden einig. „Und sie zeigen uns auch, unsere Versäumnisse. Druckerpapier oder andere Schreiben, die doch mal in dem Zimmer landen, werden gnadenlos geschreddert. Und wenn man sich fragt: „Kann er das schon?“, dann ist es wie auch bei Kindern meist schon passiert.“, lacht Jens. „Sie sitzen auch gern mal auf dem Boden, weshalb wir erst klopfen, bevor wir den Raum betreten, lacht Britta und unseren Besuch ankündigen. Abends durchzählen ist wichtig, dass nicht einer im Schrank verschwunden ist oder irgendwo festhängt. Denn Wellensittiche sind neugierig.“
Generell ist es gut, wenn man die Tiere gut beobachtet, so merkt man am besten, wenn irgendetwas nicht stimmt. Auch das regelmäßige Überprüfen des Gewichts ist wichtig. Da die Vögel im Schwarm nicht direkt Schwächen zeigen, da sie in freier Wildbahn dann von dem Schwarm gemobbt werden würden, ist es auch in der Haltung nur möglich, sie genau zu beobachten und Anzeichen für Krankheiten zu erkennen.
Wobei die Vögel es aber auch seltsam finden, wenn Britta und Jens mal in „ihr“ Zimmer kommen, um dort Kaffee zu trinken und bei ihnen zu sein. „Das finden sie dann eher störend“, lachen beide.
Ich könnte noch so viele andere schöne Geschichten erzählen. Es ist einfach toll, den beiden zuzuhören.
Und ihre Liebe zu Tieren hört natürlich nicht bei den eigenen Tieren auf. Jens hat eine Patenschaft für zwei Esel in Santorini, Britta Patenschaften für Pferde. Und sie unterstützen auch verschiedene Tierschutzorganisationen.
Und auch die Stadt-Tauben haben bei beiden einen hohen Stellenwert.
Sie setzen sich für die Vögel ein, gerade weil sie in der Öffentlichkeit einen so schlechten Ruf haben und fälschlicherweise als Überträger von Krankheiten gesehen werden. Da ist noch viel Aufklärung nötig. Und dafür möchte ich noch mal einen eigenen Beitrag schreiben, speziell für Tauben. Klar ist für Britta, dass sie gerade in der heutigen Zeit, wo Tauben kein Futter finden, immer einen kleinen Vorrat an Tauben-Futter in der Handtasche dabei hat.
Zwei Menschen mit großen Herzen. Ich bin sehr froh, euch zu kennen.
Für alle die mehr über Haltungsbedingungen, erfahren möchten, für die haben Britta und Jens eine ausführliche Liste zusammengestellt. Diese schicke ich auf Anfrage sehr gern zu.