Hochsensibel – bin ich nicht, oder doch?

Hochsensibel – bin ich nicht, oder doch?

„Oh, hochsensibel, Puh.“

Das sind manchmal Reaktionen, die man hört, wenn es um Hochsensibilität geht. Oder vielleicht kennst du es auch, wenn dir jemand sagt, dass du hochsensibel bist. Und du denkst: Nein, hochsensibel bin ich nicht. Auf keinen Fall. Hochsensible sind doch empfindlich und schwierig, bringen nichts zu Ende und sind Eigenbrödler.

Vorurteile, die wir über andere oder über uns selbst gebildet haben. Bewertungen, die wir durch Erfahrungen gesammelt haben und schön in unsere Schublade im Unterbewusstsein abgelegt haben und die dann automatisch aufspringt und ihren Inhalt über uns ergießt, sobald wir das Wort Hochsensibilität hören.

Bewertungen sind nie günstig, schon gar nicht für uns selbst. Sie lassen uns in Mustern hängen bleiben und machen es schwierig, uns weiterzuentwickeln oder neue Erfahrungen zu machen.

Aber das ist noch mal ein eigenes Thema.

Was ist denn eigentlich Hochsensibilität oder High sensitiv?

Menschen mit einer hohen Sensibilität sind Menschen, die unter anderem folgende Eigenschaften haben

  • eine höhere Wahrnehmung
  • viel Empathie
  • einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn,
  • die neugierig und vielseitig interessiert sind
  • wissbegierig und lernfreudig
  • kreativ und ideenreich
  • spirituell
  • nachhaltig und umweltbewusst
  • Licht- Geräusch und/oder Geruchsempfindlich
  • Harmonisch
  • sozial

    Das sind einige der Eigenschaften von höhersensiblen Menschen, die unter anderem auch Scanner sein können.

    Aber nicht jeder Hochsensible ist gleich.

    Genau wie jeder andere Mensch sind auch hochsensible Menschen individuell und es gibt Unterschiede.

     

    Kleine feine Unterschiede

    Manche sind still und introvertiert, andere extrovertiert, einige sind harmoniebedürftig, andere direkt und vertreten ihre Meinung, manche brauchen den Austausch mit anderen, wieder andere sind lieber zurückgezogen, einige brauchen immer mal wieder den Rückzug und eine menschenfreie Zeit, oft suchen andere Menschen bei ihnen Rat. Und auch hier kann ganz unterschiedlich damit umgegangen werden. Einige übernehmen die Gefühle und die Last der anderen, aber es gibt auch die, die mit diesen Themen gut umgehen können und sie nicht als ihre eigenen Gefühle aufnehmen und dadurch ein guter Coach sein können. Manche hochsensible Menschen gehen Konflikten aus dem Weg, andere sagen ganz ungefiltert ihre Meinung. Einige haben den Wunsch sich besser abgrenzen zu können andere haben den Hang zu Perfektionismus

    Du siehst, es gibt ziemlich viele Unterschiede.

    An wen wir aber meist denken, wenn wir Hochsensibilität hören, sind die stillen und leisen, die ja scheinbar nichts zu Ende bringen oder gar nicht erst anfangen, die sich in den Augen der anderen, ja nicht organisieren können.

    Aber was stimmt wirklich?

    Ich habe häufig mit höher sensiblen Menschen während meiner Beratung gearbeitet, die wahre Organisationstalente sind, die schnell und klar Zusammenhänge erkennen, unglaublich schnell Konzepte erstellen können, strukturiert und organisiert sind und sich in unterschiedliche Themen vertiefen können, aus reiner Neugierde. Sie beginnen ein Thema und hören irgendwann wieder damit auf und beginnen etwas Neues. Manchmal hören sie dann von ihrem Umfeld: Mach doch erstmal was zu Ende.“ Und auch sie selbst kennen diesen Gedanken über sich. Vielleicht, weil sie es als Kind immer mal wieder gehört haben. Aber wann ist denn eine Sache zu Ende? Bedeutet es, dass man sich früh für etwas entscheiden muss und dann bis an das Lebensende oder zumindest bis zur Rente machen muss? Die Hochsensiblen unter euch, werden jetzt wahrscheinlich einen kleinen Schrei ausstoßen und merken wie sich ein Druck auf die Brust legt.

    Dafür sind Hochsensible nicht gemacht. Sie brauchen die Vielfalt. Das neugierige Eintauchen in unterschiedliche Themen, das Entdecken neuer Welten und Zusammenhänge. Und wenn sie tief genug eingetaucht sind und das wissen sie am besten selbst, wann das ist, dann ist es für sie auch ausreichend. Dann wissen sie, was sie dazu wissen wollten und können ein neues Thema beginnen.

    Sind sie deshalb erfolglos? Nein. Sie sind meist sehr erfolgreich in ihren Berufen. Auch hier wieder, wie man Erfolg definiert. Es kommt nur darauf an, dass sie den Freiraum haben, sich zu entfalten. Wenn man ihnen diesen gibt, dann ist es ein unschätzbarer Gewinn. Aufpassen sollten diese Hochsensiblen nur, dass sie sich nicht zu sehr anpassen und sich verbiegen. Dann geht es in die Frustration oder sie wechseln häufiger den Job. Das kann aber einen anderen Grund haben, nämlich den, wenn sie merken, dass ihr Talent nicht gesehen wird oder sie das gelernt haben, was sie lernen wollten. Es gibt ideale Berufe für hochsensible Menschen, in der Selbständigkeit und auch in Festanstellung. Manche haben sie intuitiv schon gefunden, andere sind noch auf der Suche. Manche leben ihre Vielfalt auch in Hobbys aus. Auch hier sind Unterschiede möglich.

     

    Muss es wirklich die Schublade sein

    „Das ist ja totales Schubladen-Denken“, könnte man jetzt meinen.

    Irgendwie schon. Aber manchmal sind diese Schubladen auch hilfreich.

    Mir persönlich hat es zum Beispiel sehr dabei geholfen, für einen Menschen in meinem Umfeld mehr Verständnis entgegenzubringen, geduldiger zu sein und zu erkennen, dass er anders ist und dieses Anderssein zu verstehen und nicht ändern zu wollen. Wir neigen manchmal dazu, gerade bei Menschen, die uns nahe stehen, das „Beste“ für sie zu wollen. Aber ist das, was wir als das „Beste“ empfinden auch wirklich für den anderen richtig?

     

    Kinder und ihr Geschenk der Hochsensibilität erkennen

    Ich hatte vor Kurzem Kontakt zu einer Mutter von einem 9 jährigen Kind, das auch zu den eher stillen feinsinnigen und höhersensiblen Menschen zählt. Die Mutter erzählte mir, dass sie, seitdem sie wissen, dass ihr Kind hochsensibel ist, viel entspannter damit umgehen können. Sie können akzeptieren, dass es Zeit und Ruhe für sich braucht, anders lernt als andere, gut mit sich allein sein kann, als mit anderen Kindern wild rumzutoben, viele Dinge anfängt und scheinbar nicht zu Ende macht, einen anderen Blick auf die Welt hat, weil es andere Dinge und Zusammenhänge wahrnehmen kann, scheinbar in einer „eigenen“ Welt lebt. Und damit können sie auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen, es nicht verändern, sondern stattdessen in seiner Individualität stärken.

    Das wäre übrigens schön, wenn es für jedes Kind dieses Verständnis geben würde.

    Und für jeden anderen Menschen auch.

     

    Lust auf Austausch und neue Erkenntnisse

    Wenn du dich in diesen Zeilen erkannt hast und dich gern mit anderen hochsensiblen Menschen austauschen möchtest, dann melde dich gern. Ich habe eine Gruppe ins Leben gerufen, in der sich die stilleren höher sensiblen Menschen austauschen können und in der ich Erfahrungen, Inspirationen und Tools teile.

    Hast du Lust darauf

    – dich für das anzuerkennen, wer du wirklich bist

    – herauszufinden, wie du gesunde Grenzen setzen kannst

    – wie du ungünstige Glaubenssätze wandeln kannst und mit Hindernissen umgehen kannst

    Dann freue ich mich sehr auf dich.

    Hochsensibilität ist ein Geschenk. Hast du Lust es auszupacken?

     

    Schreibe mir gern. Ich freue mich auf dich.