Vom Teetrinken, Prinz Charles und einer Fahrt durch Sevilla

Vom Teetrinken, Prinz Charles und einer Fahrt durch Sevilla

Vom Teetrinken, Prinz Charles und einer Fahrt durch Sevilla

Vor Kurzem war ich auf Reisen. Und wie das Sprichwort sagt: „Wenn Einer eine Reise tut, dann kann er was erleben.“ Oder war es erzählen? Egal, in diesem Fall trifft es auf beides zu. Vor allem etwas über mich selbst lernen konnte ich, über meine selbtgesetzten Grenzen und warum ich bestimmte Dinge tue oder bisher nicht getan habe.

Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass ich auch in Sevilla Auto fahren kann. Aber der Reihe nach.

Trimm-dich-Pfad einmal anders

Auch, wenn es eine berufliche Reise war und eigentlich wenig Zeit für Muße, war diese Reise und der Abstand vom Alltag und das Eintauchen in ein anderes Leben dafür gut, dass der Abstand tatsächlich für andere Denkmuster gesorgt hat. Das ist mir diesmal ganz besonders bewusst geworden.

Unterwegs war ich im südlichen Teil Spaniens – ein wunderschöner Landstrich mit liebenswerten Menschen und einer enormen Energie, die sich nicht nur im Flamenco zeigt.  Zwar hab ich nicht selbst getanzt, dafür war ich aber auf andere Weise körperlich gefordert. Das Schwimmen und Radfahren der vergangenen Wochen haben sich ausgezahlt. Vor allem als ich dem Kameramann assistierte und das Stativ den Weinberg auf den Schultern nach oben getragen habe. Voller Schwung ging ich los und setzte den ersten Schritt auf den Weg zwischen die Reben und spürte, wie toll die Weinbauern den Boden aufgelockert haben,  als mein Fuß in den butterweichen Boden sank. Da war mir klar, das wird ein super Training für die Oberschenkel. Neben diesem Fitnesstraining wurde ich mit einem grandiosen Blick über die Weinberge belohnt.

Aber nicht nur der Körper durfte etwas tun, auch mein Kopf war aktiv. Zum einen, um die vielen Eindrücke aufzunehmen und zu verarbeiten. Und weil die Gedanken schon mal so in Schwung waren, kamen auch noch viele neue Erkenntnisse dazu. Erstaunlicherweise war meine Energie unglaublich hoch, was ich mal der Sonne und der Energie dieses Landes zuschreibe. Ich bin über eigene Grenzen gegangen. Auch solche, die mit dieser Reise eigentlich gar nicht im Zusammenhang standen.

 

Ein Türchen zu dir

Was ich am Reisen liebe, ist die Begegnung mit anderen Menschen. Gern wäre ich hier noch tiefer in die Geschichte jedes Einzelnen, den wir besucht haben, eingetaucht. Das ist es, was mich an meiner Arbeit als Visagistin schon seit vielen Jahren begeistert. Der Mensch, der vor mir sitzt und den ich ein kleines Stück seines Lebens begleiten und zumindest ein bisschen kennenlernen darf.

Menschen sind unglaublich faszinierend. Das ist es auch, was ich an meiner Arbeit als Personalitystylistin schätze. Es ist nicht so einfach zu erklären, was ich da eigentlich tue. Eigentlich bin ich ein Spiegel. Eine dieser interessanten Erkenntnisse auf dieser Reise. Dadurch, dass ich jemanden in seiner Gänze wahrnehmen darf, zeigst er sich nicht nur mir, sondern auch sich selbst, mit all seinen Facetten. Ich öffne kleine Türen und gebe den ein oder anderen Impuls wieder genauer hinzuschauen und zu erkennen, dass das was in ihm steckt so besonders und einzigartig ist.  Ich schaue dann nur noch, wie er mit eigenen Kleidungsstücken, diese unterschiedlichen Facetten auch nach außen und vor allem sich selbst zeigen kann. Wir stellen aus diesen Kleidungsstücken neue Kombinationen zusammen und hier kommt der Nachhaltigkeitsgedanke ins Spiel. Denn wir werden feststellen, dass hierfür nichts Neues gekauft werden muss und nur noch Sachen im Schrank sind, die man wirklich mag, einem stehen und tatsächlich auch getragen werden.

 

Die alten Schuhe tun es auch

Nachhaltigkeit begleitet mich schon so lange und manchmal ist es schon so normal, dass es mir erst in gewissen Situationen wieder bewusst wird, durch welche kleinen Schritte schon etwas bewirkt werden kann. Das heißt nicht, dass ich selbst alles richtig mache und auch nicht, dass ich mit der Moralkeule durchs Leben ziehe und anderen sage, wie sie es machen sollen. Ich möchte ja auch nicht, dass mir jemand sagt, wie ich etwas machen „muss“, sondern freue mich über Impulse und Anregungen. Und möchte dann selbst entscheiden, was ich davon annehme.

Bei Kleidung merke ich, wie mir selbst ein bewusster Umgang mit Kleidung guttut. Wenn ich Sachen im Schrank habe, die ich wirklich anziehe und die zu mir passen, macht es das Öffnen des Kleiderschrankes viel entspannter. Wenn ich Kleidung Second Hand kaufe und auch da am liebsten nur die, die ich wirklich brauche, ist es ein Gefühl, einen kleinen Schatz gefunden zu haben.

Ab und zu kommt aber auch mal ein konventionell gekauftes Teil dazu. Wenn ich einen Pullover brauche und er absolut nicht Second Hand zu finden ist und ich schon etwas anziehen möchte, in dem ich mich wohlfühle, dann darf es für mich auch mal etwas Neues sein. Ich muss mich beim Blick in den Spiegel schon noch erkennen können.

Dass es Sinn macht, sich trotzdem darüber bewusst zu sein, ob man es wirklich braucht, habe ich beim letzten Einkauf wieder gemerkt. Ich dachte, ich bräuchte neue Wanderschuhe. Schließlich war eine Wanderung Teil der geplanten Reise. Nun hatte ich zwar noch welche Zuhause, aber ich hatte so schöne bei einem Modell gesehen und die gefielen mir gut, weil sie auch leicht und soft waren und auch für Hundespaziergänge ideal schienen.

Im ersten Geschäft gab es sie nicht in meiner Größe, im zweiten gab es sie nur in Grau. Na gut, die Farbe ist ja nicht alles. Und leider hatten sie keine Probiersocken und ich hatte auch keine dabei. Also gekauft und dachte, die werden schon passen. Taten sie nicht, wie ich später zu Hause feststellte. Leider hatte ich keine Zeit mehr nach weiteren zu schauen, also diese wieder zurückgebracht und meine „alten“ eingepackt. Und was soll ich sagen? Sie erfüllten ihren Zweck. Und ich denke diese Saison werden sie mich sicher noch begleiten.

Manchmal handelt man doch etwas schnell und unbedacht. Das heißt nicht, dass ich mir auch mal was gönne, aber in diesem Fall waren die neuen Schuhe tatsächlich nicht nötig. Und so ist es mit einigen Dingen, wenn man mal bewusst darüber nachdenkt.

 

Der Löffel in meiner Handtasche

Vor meiner Abreise habe ich mit Karen eine neue Podcastfolge aufgenommen und auch diese hat mich noch mal mehr über einige Dinge genauer nachdenken lassen. Auch wenn ich glaube, dass ich mir über vieles bewusst bin, habe ich gemerkt, da geht noch sehr viel mehr. Zum Beispiel auf die Brötchentüte beim Bäcker verzichten, sich Brote für unterwegs schmieren, die eigene Wasserflasche oder Thermoskanne mitnehmen.

Ich habe immer einen kleinen Löffel in meiner Tasche dabei, für den Fall, dass ich mir auf Reisen doch mal etwas unterwegs zum Essen hole (übrigens nimmt Karen hierfür eigene Behältnisse mit, in die sie sich das Essen füllen lässt – eine super Idee). Ich hab mir vorgenommen, ein Glas mit Haferflocken dabei zu haben, damit ich nicht unnötig etwas zu essen kaufen muss, was ich eigentlich gar nicht so mag und nur kaufe, weil ich ja auch mal zwischendurch irgendwas essen muss und mich danach eigentlich schlecht fühle, weil Brötchen manchmal wie ein Klotz im Magen liegen und die Zeit zum entspannten Essen an manchen Tagen einfach nicht da ist.

Wenn man einmal bewusst durch den Tag geht, dann fallen einem ganz viele kleine und große Dinge auf, die man verändern kann.

Tee trinken und nachdenken

Jetzt beginnt ja wieder die gemütliche Zeit des Teetrinkens. Manchmal nehme ich einen Teebeutel meines Lieblingstees, abends mache ich mir gern eine Kanne, die ich über den Abend trinke. Jetzt habe ich festgestellt, dass ich für die Kanne häufig Papierfilter verwende, immerhin nehme ich dafür den losen Tee. Und da fiel mir plötzlich ein, warum nehme ich nicht einfach mal wieder ein Teesieb. So einfach, logisch und nachhaltig. Da hätte ich auch schon mal früher drauf kommen können. Es kann so einfach sein, man muss sich nur selber immer wieder daran erinnern. Also habe ich mir ein Edelstahlsieb gekauft, werde auf losen Tee umsteigen und für mein Stövchen nachhaltige Teelichter ohne Umverpackung verwenden, am besten sogar eine Thermoskanne. Da bleibt der Tee länger warm und ich spare die Kerzen. Und das ganze ohne auf etwas verzichten zu müssen.

Es sind die kleinen Schritte die zählen und am besten fängt man einfach bei sich selbst an.

 

Von Prinz Charles lernen

Kürzlich habe ich ein Interview mit Prinz Charles gesehen. Er beschäftigt sich ja schon seit mehr als 20 Jahren mit biologischer Landwirtschaft. Er isst an einem Tag pro Woche kein Fleisch und keinen Fisch und an einem zweiten Tag keine Milchprodukte. Das mit der fleischlosen Ernährung bekomme ich seit 8 Jahren gut hin, das vegane Leben schaffe ich noch nicht komplett. Deshalb fand ich die Idee mit dem einem Tag pro Woche ohne Milchprodukte super.  Auch hier wieder bewusst darauf zu achten, was man isst.

Es gibt so viele Möglichkeiten.

Auch über die Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr habe ich nachgedacht. So lang ist es ja nicht mehr. Und so habe ich schon mal überlegt, wie die Geschenke in diesem Jahr ausfallen könnten. Ich glaube ich werde etwas basteln und backen oder auch etwas Zeit verschenken. Ich weiß nicht wie es dir geht, aber Zeit ist für mich ziemlich kostbar. Und wenn man sie mit einem lieben Menschen teilen kann, wird sie noch wertvoller.

 

Gedanken teilen

Wenn du ein paar Ideen hast, die du gern mit anderen teilen möchtest, dann schreibe mir doch gern. Vielleicht ein paar Rezepte, Bastelanleitungen und andere Tipps.

Lasst uns gemeinsam die Welt verändern. Manchmal muss man es einfach nur machen und dann ist es plötzlich ganz leicht.

Ach ja, meine Fahrt durch Sevilla bin ich noch schuldig.

 

Sevilla

Ich bin, glaube ich, eine recht gute Autofahrerin – dadurch bedingt, dass ich beruflich viel in unterschiedlichen Orten unterwegs bin, klappt das in Deutschland und den Niederlanden recht gut. Komischerweise hören meine Fahrkünste an der Grenze zu anderen Ländern abrupt auf. Ich habe es mir dann bisher schön auf dem Beifahrersitz bequem gemacht und war froh, wenn ich nicht fahren musste. Die Vorstellung hat mich im Vorfeld schon gestresst. Bei dieser Reise war das schöne Beifahrerleben aber vorbei, ich durfte ans Steuer. Und was soll ich sagen, tatsächlich funktioniert das Autofahren auch hinter der Grenze genauso gut wie davor. Was für eine Überraschung. Und es machte mir im wahrsten Sinne des Wortes deutlich, die Grenze ist nur in meinem Kopf. Und es ist so toll, diese zu überwinden.

Es muss nicht das Autofahren sein, es ist mir schon klar, dass es nicht der nachhaltigste Weg der Fortbewegung ist, aber manchmal gibt es für mich keine andere machbare Alternative. Aber vielleicht zeigen sich auch hier neue Möglichkeiten. Ich halte die Augen offen.

In diesem Sinne – Lasst uns uns gegenseitig inspirieren und gemeinsame Schritte gehen.