Kommunikation – ist der Schlüssel

Vor acht Wochen ist mein Vater gestorben. Diese emotionale Erfahrung hat etwas in mir verändert. Sie hat meinen Blick auf die Welt verändert, den Blick auf mich selbst. In den Tagen danach wurde meine Wahrnehmung geschärft und heute, mit etwas Abstand, kann ich auch erkennen, wofür.

Meine Antennen wurden feiner

Bei mir wurden die Antennen noch feiner für die Art, wie wir miteinander kommunizieren. Ich könnte viele Beispiele nennen, wie stark mir dies in den vergangenen Wochen aufgefallen ist. Wie ich als Beobachterin von Situationen die Art und Weise wahrgenommen habe, wie miteinander gesprochen wurde. Wo mir bewusst wurde, wie wichtig mir eine respektvolle und wertschätzende Kommunikation ist. Wo ich noch stärker auf meine Gedanken und Worte achte. Denn Kommunikation ist der Schlüssel zu Verständigung und Frieden. Im Kleinen, in der Art und Weise wie wir mit uns selbst sprechen, wie wir mit unseren Partnern, der Familie, mit Freunden und mit anderen Menschen sprechen. Aus welcher Intention wir sprechen und handeln und anderen Menschen begegnen. Und dabei macht es keinen Unterschied, ob Mann mit Frau, Frau mit Frau, Mann und Mann, es ist geschlechter- und generationsübergreifend, unabhängig von Status und Herkunft.

Auf die Idee zu diesem Beitrag brachte mich ein Interview vor einigen Tagen. Ein Interview mit einer spannenden, hochintelligenten Frau. Redegewand, eloquent, kreativ. Einer Frau, die etwas zu sagen hatte und es auch tat. Spannend zuzuhören. Zwei Themen ließen mich genauer zuhören.

Eine einfache Frage

Sie schilderte eine Situation, bei der sie sich respektlos behandelt fühlte. Sie ist eine Führungspersönlichkeit, eine starke Frau mit einem selbstbewussten Auftreten. Sie schilderte eine Situation, wo sie zu einer Veranstaltung kam und dort gefragt wurde, ob sie zum Make-up-Departement gehört. Diese Frage fand sie respektlos. Und ich dachte: „Hallo, ich gehöre zum Make-up-Departement.“ Ich musste leicht schmunzeln. Ich fühlte mich nicht angegriffen oder herabgewürdigt, nicht respektlos behandelt. Aber wahrscheinlich nur, weil ich weiß, warum ich diesen Job gern mache und was er bedeutet – für mich und für andere.

Denn ich kenne sehr viele Kolleginnen und Kollegen, die diesen Beruf lieben, weil sie gern mit Menschen arbeiten und damit ihren Respekt zum Ausdruck bringen, die ein großes Interesse an Psychologie und Philosophie haben, die sowieso ein großes Interesse an unterschiedlichen Themen haben, die künstlerisch und kreativ sind, die Bücher schreiben und ehrenamtlich soziale Projekte betreuen. Genau so, wie viele andere Menschen in anderen Berufen auch. Denn es macht aus meiner Sicht keinen Unterschied, was jemand macht, sondern was ihn als Mensch ausmacht.

Ihre Aussage hat mich also nicht persönlich getroffen, weil ich weiß, wer ich bin und wofür ich stehe. Es sagt im Gegenzug viel mehr über sie aus. Wieviel Respekt bringt sie, den sie von anderen erwartet, anderen entgegen. Warum bringt uns eine einfache Frage zum Triggern? Und da nehme ich mich nicht aus. Ich kenne auch meine Punkte.

Eigentlich ist es doch eine ganz normale, vielleicht unbedachte, Frage? Auf die sie antworten könnte: „Nein, ich gehöre zum „so-und-so“-Departement. Punkt. Frage beantwortet. Situation geklärt. Vielleicht dreimal atmen, wenn ich merke, es triggert mich und dann vielleicht reflektieren, warum eigentlich? Das kann ich ja dann auch abends in Ruhe mal machen, wenn ich es herausfinden will.

Was bestimmt den Wert

Ich habe nachgedacht, ob es etwas gäbe und welcher Vergleich mich in der Situation verärgert hätte. Gibt es sicher auch. Aber warum? Warum denken wir, dass ein Beruf wertvoller ist als ein anderer? Was sagt ein Beruf über uns als Mensch aus? Was sagt es über einen Menschen aus, ob er die Leitung eines Museums hat oder die Toiletten sauber hält. Über uns als Mensch und unsere Charaktereigenschaften und Werte. Nichts. Unser Tun mag unterschiedlich sein. Die eine sorgt dafür, dass es einen Ort gibt, an dem wir Kunst genießen können, die oder der andere dafür, dass wir einen sauberen Ort haben, der auf andere Weise wichtig ist. Abgesehen davon, wieviele Menschen anderer Kulturen, die in ihren Herkunftsländern eine akademische Laufbahn hatten, putzen für uns das Klo. Wo fangen Wertschätzung und Respekt an und wo hören sie auf? Und selbst, wenn sie keine Akademiker sind. Was macht es aus? Welches Bild vermitteln wir jungen Menschen, wenn scheinbar nur Akademische Berufe und Studieren über den Status bestimmen und den Wert der Arbeit. Was ist mit Handwerksberufen, Pflege- und anderen Ausbildungsberufen? Vielleicht sollten wir wieder darüber nachdenken und fragen, was junge Menschen wirklich interessiert. Wo ihre Talente und Begabungen liegen. Was ihnen wirklich Freude machen würde zu tun.

Die Generationenfrage

Ich mach mal einen gedanklichen Sprung. Denn das Thema ist so vielfältig, dass sonst aus diesem Artikel ein Buch werden würde. Nur ein Beispiel. Beruflich komme ich sowohl mit jüngeren als auch mit Menschen meines Alters zusammen. Jede Generation hat Ideen darüber, wie sie ihr Leben gestalten will, was für sie im Leben wichtig ist. Ob es die ideale Life-Work-Balance ist, der soziale Umgang, alte und neue Werte-Systeme. Manchmal sieht man vielleicht nur, was uns voneinander trennt und unterscheidet. Ich denke, wir können viel voneinander lernen. Indem wir miteinander reden. Denn das Alter spielt keine Rolle. Ich habe Lust auf eine Welt voller Respekt, Wertschätzung und Zuversicht und ein friedliches Miteinander.

Kommunikation beginnt mit Zuhören. Sich für den anderen interessieren. Für das, was er sagt. Zuhören, was ihn/sie bewegt. Wieder miteinander reden, mit echtem Interesse, das kann ein Miteinander und neue Räume schaffen. Kommunikation ist der Schlüssel.