Herrlich unperfekt

Ich lese zurzeit ein Buch, bei dem ich auf jeder Seite denke „Oh ja, stimmt.“ Oder „Ah, interessant“ oder ähnliches. Wenn nicht auf jeder Seite, dann aber sicher auf jeder zweiten. Ich komme aus dem Unterstreichen der spannendsten Stellen gar nicht heraus.

Ich war in den vergangen beiden Wochen so herrlich unkreativ. Stimmt auch nicht ganz. Habe schon ein paar Sachen umgesetzt, aber im Verhältnis zu anderen Zeiten, einige weniger. Und es ging mir gut dabei. Habe einfach mal die freie Zeit genossen. Nachgedacht, aber nicht gleich jeden Gedanken kreativ umgesetzt. Ich fand, das darf auch mal sein. Hab ich mir einfach mal erlaubt.

Um Kreativität ging es auch an einer Stelle in dem Buch. Eigentlich geht das ganze Buch um Kreativität. Also die Stelle, um die es mir heute geht, handelt von Kreativität und Perfektionismus.

Und ein Zitat aus dem Buch ist:  „Perfektionismus ist das Ende der Kreativität.“

Deshalb möchte ich dich heute einladen, einfach mal herrlich unperfekt zu sein. Einfach mal etwas zu machen, nur weil du Lust dazu hast.  Nur für dich. Dich nicht darum zu scheren, was andere von dir denken oder davon finden könnten. Es geht einfach mal nur um dich.

 

Die innere Schönheit

Ich musste heute bei meiner Fahrradtour daran denken, wie schön und überraschend das Unperfekte sein kein. Ich war also unterwegs mit meinem in die Jahre gekommenen Herrenrad. Die Speichen summten leise die Liedzeile von den Ärzten „… mein altes klappriges Damenrad“. Und mit diesem Lied im Ohr radelte ich durch die Gegend. Mit einem leise vor sich hin klappernden Rad. Herrlich unperfekt. Aber ich wollte einfach nur Radfahren. Nur so für mich. Wichtig war nur, dass es mich trägt, die Bremsen funktionieren und die Luft in den Schläuchen hält. Das tut es.

Und so komme ich mit ihm sehr gut voran. Im zweiten Gang, weil es hier so schön flach ist. Bei dieser Tour habe ich einen kleinen Seitenweg entdeckt, in den ich neugierig hineinfuhr. Am Ende des Weges war ein, sagen wir mal, kleines Gebäude aus Beton. Sah irgendwie aus wie eine Unterführung oder Bushaltehäuschen. Ein bisschen hässlich und unscheinbar. Innen war ein runder Raum, den man durch einen Eingang ohne Tür betrat. Auch das war recht unspektakulär und ich wusste noch immer nicht so recht, was es war. In den Wänden waren rechteckige Schlitze in verschiedenen Höhen, irgendwie wie Fenster. Und dann wurde es deutlich. Es war eine Beobachtungpunkt für die Wildvögel. Der Blick durch jedes Fenster zeigte einen anderen Ausschnitt auf das Veen und die Wasserflächen. Hier konnte man die Wasservögel beobachten, ohne dass man sie störte. Jedes Fenster gab einen anderen Blick auf die Natur frei.

Es waren Fenster zur Welt.

Der äußere Rahmen macht neugierig und erst durch das Betreten des Inneren Raumes war die wahre Schönheit sichtbar.

 

Trau dich unperfekt zu sein

Das finde ich übrigens auch bei Menschen. Nicht dass das äußere langweilig und unscheinbar wäre. Aber manchmal verstecken wir uns hinter einer Maske und zeigen wenig von unserem wahren Ich. Manchmal ist man vielleicht etwas angepasst, um nicht aufzufallen oder trendig, um sich nicht zu zeigen.

Ich mag Outfits die individuell sind und die Eigenheiten des Menschen zeigen. Wenn kleine Brüche zu finden sind. Also die Handtasche nicht perfekt auf die Schuhe abgestimmt ist. Ein kleiner Störer – der das Outfit unperfekt und zu etwas Eigenem macht.

Ich liebe zum Beispiel meine große Handtasche. Sie ist seit 10 Jahren meine Begleiterin durch mein Leben. Manchmal habe ich vielleicht eine kleinere für den Sommer, falls mir das Gewicht der großen zu sehr auf den Schultern drückt. Aber ich habe noch keine gefunden, mit der ich sie ersetzten möchte. Mittlerweile sieht man ihr ihr Alter und die Erlebnisse auch etwas an. An manchen Stellen wird die Haut auch schon etwas dünner und faltiger. Na und. Genau dafür liebe ich sie. Sie bewahrt, was mir wichtig ist. Sie hält alles zusammen. Und ich finde, man darf ihr ihr Alter ansehen. Sie ist so wunderbar unperfekt und gehört einfach zu mir. Das funktioniert bei mir. Deine Persönlichkeit hat sicher andere Eigenschaften und Merkmale. Für dich käme diese Tasche niemals in Frage. Vielleicht ist es bei dir eher eine Farbe, die du liebst und die du, egal was andere sagen oder sie finden, trotzdem tragen möchtest. Trau dich die Kleidung zu tragen, die zu dir passt. In der du dich wohl fühlst. Die zeigt wer du bist. Trau dich „unperfekt“ zu sein.

 

Unperfektheit lässt die Kreativität leben

Und trau dich auch einfach Sachen zu machen, die du schon so lange vorhattest. Singen vielleicht oder einen Kurs anbieten, wie man Naturkosmetik selbst herstellt. Vielleicht auch ein Kochbuch schreiben. Warte nicht auf den richtigen und perfekten Augenblick. Den perfekten Moment gibt es nicht. Aber den Moment, einfach etwas zu tun, der ist jetzt. Einfach weil du Lust dazu hast. Fang einfach an. Unperfektheit lässt die Kreativität leben.

Ich wünsche dir viel Freude mit deiner Kreativität.