Wozu sind Proportionen sinnvoll?
Als ich mich auf die Präsentation meines kleinen Büchleins vorbereitet habe, dachte ich darüber nach, wie ich eigentlich auf die Idee gekommen bin, diesen kleinen Ratgeber zu schreiben.
Die erste Antwort, die mir auf diese Frage eingefallen ist: –„Weil ich Lust darauf hatte.“ Das ist schon mal schön für mich, aber gibt noch keine ausführliche Antwort auf die eigentliche Frage.
Der Auslöser dafür waren verschiedene Gedanken und Situationen. Denn eigentlich würde ich sagen „Ist doch egal was du anziehst. Hauptsache du fühlst dich wohl.“ Das ist, was ich denke. Und ich fände es toll, wenn es so wäre. Aber ganz so einfach ist nicht.
Denn egal wo du wohnst und wie du dich kleidest, du triffst immer eine Aussage. Außer du lebst irgendwo am Ende der Welt ohne Kontakt zu anderen Menschen. Dann ist es etwas anderes.
Aber sobald wir uns in Gesellschaft bewegen und in einer Gemeinschaft leben – Beziehung oder Beruf, Freundschaft oder Verein oder wie auch immer, wir treffen mit unserer Kleidung eine Aussage. Und wir werden darüber bewertet. Darüber habe ich schon einmal in einem früheren Artikel geschrieben. Deshalb gehe ich auch nur kurz darauf ein.
In der ersten 1000 sec. beurteilen wir einen Menschen und davon macht 50% die Kleidung aus. Nicht nur wir werden beurteilt. Nein, auch wir beurteilen unsere Mitmenschen. Jetzt kann ich sagen „Nö, ich mach das nicht.“ Doch. Mach ich. Auch wenn ich jemanden positiv bewertest. Ich bewerte. Man kann gar nicht anders. Was man machen kann, man kann sich seiner Gedanken bewusst werden und die Bewertung heraus nehmen. Aber auch nur, wenn man etwas Zeit hat und man die Chance auf eine längere Begegnung oder ein zweites Kennenlernen hat.
Was haben denn jetzt Proportionen und Schnitte damit zu tun? Sie sind ein Teil von dir. Und du kannst mit Proportionen genauso spielen wie mit unterschiedlichen Stilrichtungen. Du kannst deine Außenwirkung beeinflussen. Du kannst ein Statement abgeben. Und etwas darüber aussagen, wer du bist und wie du wirken möchtest.
Mit Kleidungsschnitten kannst du deine Proportionen betonen oder verändern. Du kannst voller oder schmaler, länger oder kürzer, zarter oder kräftiger wirken. Je nachdem worauf du Lust hast. Das Ideal in der westlichen Kultur ist das X. Ein ausgewogenes Schulter-Hüft-Verhältnis und eine schmale Taille. Um diesem „Ideal“ näher zu kommen, falls man nicht sowieso schon von natur aus eine entsprechende Figur hat, kann man die Schnitte nutzen, um ein „X“ zu formen. Muss man aber auch nicht. Du kannst dich frei entscheiden.
Mit diesem Büchlein möchte ich dir auch zeigen, dass es so viele unterschiedliche Figuren gibt und diese wunderschön und individuell sind wie wir selbst, dass man sich einfach liebevoll betrachtet und sich so liebt wie man ist. Und natürlich geht es auch darum, sich mit sich wohl zu fühlen. Und wenn es Kleidungsschnitte gibt, in denen ich mich wohl fühle, weil sie mich länger, kürzer, schmaler, kräftiger erscheinen lassen, dann darf ich diese Möglichkeit doch auch für mich nutzen. Nicht um Etwas zu korrigieren. Nein, einfach, um meine Vorzüge zu betonen, wenn ich Lust darauf habe. Wir alle kennen doch sicher Kleidung, in der wir uns absolut wohl fühlen. Wo einfach alles passt, die Farbe, der Stil, der Schnitt. Um herauszufinden, was dieses Wohlfühlen genau ausmacht, dabei kann dieses Büchlein behilflich sein. In diesem Fall die Schnitte zu finden, die deine Figur so betonen, dass du dich rundum wohl darin fühlst.
Vor Kurzem sah ich eine Grafik, in der die verschiedenen Figurtypen A, H, V, O und X nebeneinander dargestellt waren und darunter der Satz „Dress how you like. Its your body. Dem ist nichts hinzuzufügen.